Der Etosha Nationalpark steht wohl bei jedem Urlauber auf der Liste, der eine Reise als Selbstfahrer nach Namibia plant. So auch bei uns. Wir wurden zuvor schon in Botswana mit grandiosen Tiersichtungen abseits des Mainstreams belohnt und wollten in Namibia sehen, ob der Etosha mithalten kann. Wir müssen sagen: Ja und Nein, aber dazu später mehr.
In diesem Blogpost findest du einen authentischen Einblick, unsere Erfahrung und hilfreiche Tipps für Selbstfahrer; wir waren 5 Tagen auf eigene Faust im Etosha Nationalpark unterwegs und klären Fragen wie: Was war gut? Was nicht so? Brauche ich einen Allradwagen? Wo kann ich übernachten? Kommt trotz hunderter Touristen Safari-Feeling auf?
Namibias größtes Naturschutzgebiet besticht mit einer atemberaubenden und artenreichen Tierwelt. Die riesige Salzpfanne, die inmitten des Parks liegt und unzähligen Tieren einen Lebensraum bietet und die zur Genüge vorhandenen Wasserlöcher, die Tiersichtungen fast garantieren.

Das Einzige, das uns zuvor etwas abgeschreckt hatte, waren Sätze wie:
Der Park ist mit regulären Pkw's befahrbar. Die Camps bieten teilweise Platz für mehrere hundert Touristen.
Stellt sich da überhaupt richtiges Safari-Feeling ein? Aus Botswana waren wir bis auf die Region um Chobe/Kasane anderes gewohnt: Fahrten durch Tiefsand, kaum Touristen, für uns ein Safari-Abenteuer, von dem wir noch Jahrzehnte erzählen werden. Aber wir wollten dem Etosha auf jeden Fall eine Chance geben.
Ankunft im Etosha Nationalpark
Angekommen sind wir am Okaukejo Gate im Süden des Nationalparks. Die Eintrittsgebühr beträgt 80 N$ p.P./Tag (umgerechnet 5,50 €, pro Auto ca. 70 Cent) und wird nicht direkt am Eingangstor, sondern im Okaukejo Camp bezahlt. Kartenzahlung ist möglich. Hinzu kommen die Übernachtungen auf den Camps mit ca. 21 € p.P., die dann auch direkt im Camp gezahlt werden. Auch hier ist Kartenzahlung möglich.
Der einzige Ort, in dem wir im Etosha nicht mit Kreditkarte zahlen konnten, war das Galton Gate im touristisch nicht ganz so überrannten Westen.
Wir kauften uns noch schnell eine Karte des Parks für ca. 3,70 € und los ging die erste Pirschfahrt. Wir sahen die ersten Impalas und Giraffen und das, obwohl wir erst ein paar Minuten unterwegs waren.
Wir entschlossen uns, die erste Nacht auf dem Halali Camp ca. 70 km entfernt zu verbringen und den ganzen Tag auf eigene Faust im Park umherzufahren und Tiere zu beobachten.

Tankstellen im Etosha Nationalpark
Tankstellen gibt es im Okaukejo Camp, im Halali Camp und im Namutoni Camp. Die Entfernungen sind teilweise recht weit, gerade wenn man vom Okaukejo Gate in Richtung Westen fährt. Das Olifantrus Camp z.B. liegt ganze 130 km entfernt.
Das Speed Limit im Park ist 60 km/h, die meiste Zeit fährt man allerdings langsamer, zumindest, wenn man Tiere zu Gesicht bekommen will.
Entfernungen
Okaukejo – Halali: 70 km
Okaukejo – Namutoni: 143 km
Halali – Namutoni: 73 km
Okaukejo – Olifantrus: 130 km
Galton Gate – Olifantrus: 62 km
Unser Reisetipp: Wir würden empfehlen, die Karte des Parks zu besorgen. In ihr findest du alles, von den genauen Entfernungen und allen Schotterpisten die befahren werden können. Außerdem sind alle Wasserlöcher eingezeichnet, egal ob natürlich oder künstlich angelegt.
Einige von ihnen sind ausgetrocknet (auch von den künstlichen), fahr am besten einfach die ab, die auf dem Weg liegen und schau selber. Außerdem sind viele heimische Tiere des Parks bildlich dargestellt und man gleich abhaken, welche man gesehen hat.

Sehenswerte Wasserlöcher
Das Wasserloch, an dem wir die größte Tiersichtung hatten, war das Gemsbokvlatke. Schon von Weitem konnten wir erkennen, dass sich dort hunderte Tiere tummeln mussten, denn wir sahen viele kleine Punkte am Horizont und eine aufsteigende Sandwolke. Als wir ankamen, waren wir das einzige Auto. Um uns herum hunderte Zebras. Überall.

Dazu kamen Oryxantilopen, Springböcke und Strauße. Wir konnten nicht fassen, was sich da gerade vor unseren Augen abspielte. So eine riesengroße Herde hatten wir zuvor noch nicht gesehen. Wir positionierten uns, stellten den Motor ab, schauten uns an und mir kamen sofort die Tränen. Wie wunderschön und einzigartig dieser Moment war.
Szenen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt, spielen sich auf einmal vor den eigenen Augen ab.
Die Zebras wieherten, kämpften, traten wild um sich. Überall waren Junge, die sich nah an ihre Mütter schmiegten. Wir waren im Tierhimmel!

Andere gut besuchte Wasserlöcher waren die Fischer's Pan, in der sich tausende Flamingos tummelten oder das Stinkwater Wasserloch, an der wir Zeit inmitten dutzender Elefanten verbringen durften. Wir besuchten die Wasserlöcher auf den Campingplätzen Halali, Namutoni und Olifantrus. Alle drei haben hauseigene Wasserlöcher, die von Campern jederzeit besucht werden können.
Nicht vergessen: An den Wasserlöchern muss man wirklich leise sein, damit sich überhaupt Tiere zeigen. Wir mussten leider viele Touristen darauf aufmerksam machen, einfach mal den Mund zu halten, um dieses Erlebnis für andere nicht zu zerstören.

Was wir in Namibia sonst so erlebten? Klick dich durch unsere Abenteuer:
Camps im Etosha Nationalpark im Vergleich
Die Camps kosten alle gleich viel, um die 21 € p.P/Nacht.
Halali hat uns beide enttäuscht. Es war das schlechteste Camp, das wir während unseres Roadtrips in Namibia und Botswana besuchten. Heruntergekommene Campingplätze, liebloses Ambiente, teils zerstörte und vernachlässigte Waschhäuser. Man sah, dass hier tausende Touristen durchschrubben und die Parkleitung anscheinend das Geld nicht an richtiger Stelle zurückinvestiert. Schade.
Das Namutoni Camp sah da schon etwas besser aus. Es war nicht ganz so riesig wie das Halali Camp, etwas gepflegter mit schönen, teils grünen Stellplätzen. Die Waschhäuser machten einen sauberen Eindruck und auch das Personal schien motivierter.
Das Camp, das uns allerdings am besten gefiel, war das Olifantrus Camp ganz im Westen des Etosha.
Dieses Camp verfügt nur über Campingstellplätze und nicht wie die anderen Camps über Lodges und Zimmer. Insgesamt sind nur ca. 15 Stellplätze vorhanden. Das Wasserloch hier war das schönste von den drei Camps. An der Rezeption liegt ein Buch aus, in dem man seine Tiersichtungen eintragen kann. Wir hatten am Abend leider Pech, weil wir eine Gruppe rumpelnder und rücksichtsloser Touristen im Ausguckhäuschen hatten, die mit ihrer Lautstärke leider die Chance auf Tiersichtungen komplett zerstörten.
Uns wurde aber vom Personal erzählt, dass normalerweise fast täglich Nashörner vorbeischauten in den letzten Tagen, sogar Leoparden und Löwen. Schade.
Etwas mehr Luxus
Die beiden exklusiven Camps im Nationalpark sind die Etosha Eco Camps: Onkoshi und die Dolomite Lodge. Preise für die Dolomite Lodge und die Onkoshi Lodge starten bei etwa 120 Euro.


Tiersichtungen
Wir fuhren in unseren 5 Tagen im Etosha so ziemlich alle Routen ab, die in der Karte eingezeichnet sind. Es gab nämlich auf der Big 5 Liste noch ein Tier, das uns bis jetzt verborgen geblieben war. Ein Leopard. Als wir den Eland Drive entlangfuhren, wurde der Geruch wilder Tiere immer stärker. Wir passten unsere Geschwindigkeit an und schlichen mit 20 km/h durch den Park. Hermann schaute rechts, ich schaute links. Anspannung.
Hier muss irgendwas sein! Nachdem wir zuvor dutzende Giraffen, Zebras und Gnus gesehen hatten, wollten wir unbedingt noch irgendetwas "Großes" sehen. Löwen oder Elefanten standen ganz oben auf der Liste. Was nicht drauf stand, war ein Leopard. Viel zu unwahrscheinlich zu sichten, wir hatten außerdem keine Ferngläser dabei.
Die Nächte zuvor hatte es geregnet, d.h. es waren viele Pfützen auf den Schotterpisten und die Tiere mussten nicht zwingend die Wasserlöcher besuchen. Wir fuhren und fuhren, ich träumte gerade vor mich hin, als Hermann völlig aufgedreht stammelte:
Da vorne ist ein Leopard! Wie jetzt? Tatsächlich! Er saß genüsslich trinkend an einer Pfütze, die sich ungefähr 50 m vor unserem Auto befand.
Wir wollten nicht zu nah ranfahren und riskieren, dass wir ohne Foto weiterfahren. Als der Leopard dann langsam ins Gebüsch verschwand, starteten wir den Motor und fuhren im Schritttempo zur Pfütze. Und tatsächlich! Er hatte sich direkt neben der Schotterpiste hingelegt. 15 Meter vor uns. Wahnsinn! Als er dann noch direkt in meine Kamera schaute, als ich abdrückte, waren all unsere Wünsche für den Tag erfüllt.

Nachdem ich das zweite Foto geschossen hatte, kam genau in dem Moment ein Auto von vorne, zuvor war uns 2 Stunden niemand entgegengekommen. Schade, denn der Leopard verschwand sofort im Gebüsch.
Eine Erlebnis, das uns bis zum 3. Tag verborgen blieb war es Nashörner und Elefanten zu sehen. Wir waren eigentlich schon auf dem Weg zum King Nehale Iya Mpingana Gate, um weiter in Richtung Norden zu den Ruacana Fällen zu fahren.
Wir setzten ein paar Stoßgebete ab, Hermann zog sich extra das graue Shirt an, in der Hoffnung Elefanten zu inspirieren, sich unserem Auto zu nähern. Los ging's. Wir bogen zu ein paar Wasserlöchern ab und sahen überall die Game Drive Fahrzeuge, die geführte Game Drives für Touristen anbieten.
Game Drives in den Camps buchen
Hast du keine Lust selber zu fahren, werden von den Camps verschiedene Game Drives angeboten. Morgens, Mittags und Abends einer im Dunkeln. Morgens und Mittags kosten sie etwa 610 N$ (~ 41 € p.P für 3 Stunden), der Nacht Game Drive kostet ca. 730 N$ ( ~ 49 € für 3 Stunden).
So fuhren und fuhren wir und hatten nur noch ein Wasserloch übrig, an dem die Chance bestand Elefanten zu sehen. Auf dem Weg dorthin bogen wir mehrmals in kleine Seitenwege ab, als wir in der Ferne ein galoppierendes Nashorn sahen, das direkt auf uns zukam. Noch war es 150 m entfernt, es nährte sich aber recht zügig.
Was tun? Motor aus? Zurückfahren? Vorfahren? Wir entschieden uns für Motor aus und Hoffen. Wir hatten beide Panik. Glücklicherweise drehte es - warum auch immer - ca. 20 m vor uns ab und galoppierte Richtung Busch weiter. Puh!
Ein paar Meter weiter begegnete uns dann ein Nashorn mit Jungem. Das sind die Situationen, die brenzlich werden können, da die Muttertiere ihrem Instinkt folgen und ihr Kind vor allem beschützen wollen. Aber auch hier hatten wir Glück und die beiden trabten langsam vor uns über die Schotterpiste in Richtung Gebüsch.
Freudig fuhren wir weiter. Jetzt fehlten nur noch Elefanten!
Oder werden wir als die Einzigen in die Geschichte des Etosha eingehen, die keinen Dickhäuter gesehen haben? Auf einmal stauten sich vor uns die Autos. Zwei, drei... fünf! Da muss irgendwas sein.
Und jap, wir wurden endlich belohnt und durften zum Abschied eine riesige Herde Elefanten bestaunen. Egal, wie oft wir schon Elefanten in Afrika gesehen hatten, Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen, die sich frei bewegen können und in Freiheit leben ist und bleibt für immer ein Highlight.


Der ruhigere Westen des Etosha Nationalpark
Ein paar Tage später, wir kamen gerade von den Epupa Falls und Opuwo, hatten wir noch ein paar Tage Zeit und beschlossen, den Etosha auch vom Westen aus zu erkunden. Wir fuhren über das Galton Gate rein, weiter bis zum Olifantrus Camp, in dem wir noch mal 2 Nächte gebucht hatten.
Der westliche Teil des Etosha Nationalparks hatte uns um einiges besser gefallen. Wir sahen viel mehr Tiere. Elefanten, Löwen, Giraffen, Zebras, Gnus, Kuhantilopen, Springböcke, Schakale... aber auch exotischere Tiere, wie z.B. den Löffelhund, die Gabelracke, den Bienenfresser oder den Sekretär. Für Tierliebhaber und Selbstfahrer ein einmaliges Erlebnis.


Als wir am Nachmittag ein Wasserloch anfuhren, strahlten unsere Augen. Hermann hatte aus der Ferne wieder eine riesige Elefantenherde gesichtet, die wir jetzt beim trinken und plantschen beobachten wollten.
Panik am Wasserloch
Je näher wir kamen, desto komischer wurde unser Bauchgefühl. Denn direkt vor uns kämpfte ein Elefantenbaby ums überleben. Es schaute nur noch der Kopf aus dem Schlammloch und der Rüssel wedelte panisch in der Luft umher. Man spürte regelrecht die Todesangst.
Von allen Seiten kamen Elefanten herbeigeeilt um dem Kleinen zu helfen. Einige der großen sackten im Schlamm ein und fielen auf die Seite. Sowas hatten wir zuvor noch nie gesehen. Einige nicht enden wollende Minuten und Schreckmomente später befreite sich das Kleine wie durch ein Wunder aus dem tiefen Schlamm und stolperte leicht benommen mit der restlichen Elefantenfamilie zurück in den Busch.
Am nächsten Morgen, wir hatten noch einen gesamten Tag und noch eine Nacht vor uns, wurde mir wie aus dem Nichts hundeelend. Die Symptome konnten auf Malaria oder auch auf Nebenwirkungen der Malariaprophylaxetabletten deuten. Wir hatten uns vor der Weltreise versprochen, das falls so etwas in einem Malaria-Land passiert, wir nichts riskieren wollen, sondern gleich ins nächstgelegene Krankenhaus fahren. Nach einem Malariatest war dann klar: Ich hatte mir wohl nur einen Virus eingefangen.
Unser Fazit
Der Etosha Nationalpark ist gerade für Namibia Selbstfahrer einen Besuch wert. lerdingsStell dich allerdings auf viele Touristen, demolierte Picknickplätze, unbenutzbare Klohäuschen, lieblose (Halali) und überteuerte Camps und gute Schotterpisten ein.
Für uns sind das die Contras. Ja, auch die guten Schotterpisten, denn für uns kam die gesamte Zeit nur sehr selten Safari Feeling auf. Teilweise waren die Tiere so an die Autos gewöhnt, dass sie nicht mal gezuckt haben, als wir ihnen nahe kamen.
Die Tierwelt im Etosha hat uns allerdings umgehauen. So etwas hatten wir nicht erwartet. Wir bekamen hunderte Tiere zu Gesicht, da war es egal, ob an Wasserlöchern oder nicht. Für Tierliebhaber oder Fotografen wirklich zu empfehlen, aber auch für Reisende, die sich eben nicht trauen weit abseits durch Tiefsand oder holperige Schotterpisten zu fahren.
