Was für ein Abenteuer! Mittlerweile sind wir sogar drüber, aber Ende März war es tatsächlich soweit und unsere Tageszähler-App zeigte die magische Zahl. 500! Wir mussten das erstmal laut aussprechen, um zu begreifen, dass wir tatsächlich seit 500 Tagen auf Weltreise sind. Was wir bisher alles erlebt haben, würde jetzt hier den Rahmen sprengen. Das gibt es dann wieder im November beim Weltreise Jahr #2 Rückblick. Wenn ihr den Rückblick von Jahr #1 noch mal durchlesen wollt, geht's hier entlang. Viel interessanter ist doch die Frage:
Was hat diese Reise in uns verändert?
Hat sie uns überhaupt verändert?
Sind wir und unsere Köpfe noch bereit für neue Eindrücke oder sind wir am Limit?
Wie geht es jetzt weiter?
Und wie ist es eigentlich, seit 500 Tagen 24/7 auf seiner besseren Hälfte zu hängen?
Haben uns 500 Tage Weltreise verändert?
Wir würden sagen, dass wir noch genau die Alten sind, nur sensibler in Bezug auf einige Themen. Dadurch, dass wir seit Jahren gemeinsam um die Welt reisen und uns ständig auf neue Menschen, Kulturen, Sprachen, Essen einstellen müssen, ist es mittlerweile easy für uns, uns alle paar Tage/Wochen auf etwas Neues einzulassen und dies dann auch zu genießen.
Ach und richtiges Heimweh haben wir übrigens immer noch nicht, eher Fernweh. Aber:
Einige unserer Ansichten haben sich verändert
Wir sind viel sensibler was z.B. das Thema Müll angeht, versuchen sooft es geht auf Plastik zu verzichten, haben seit 2012 unseren eigenen Stoffbeutel dabei, seit neuestem auch Metallstrohhalme, eigene Essstäbchen und sammeln auch gerne mal Müll am Straßenrand oder Strand auf. Bambusohrstäbchen sind seit Jahren unsere treuen Begleiter, Ob's wurden gegen Naturschwämmchen ausgetauscht. Früher ist uns die Vermüllung unserer Umwelt nicht so krass aufgefallen. Hier wird eine Dose vom Moped geworfen, da ein Kippenstummel am Strand weggeschnipst. Wenn man durch die Welt reist und teilweise Menschen und Tiere zwischen Bergen von Müll leben sieht, ändert sich die eigene Sichtweise auf dieses Problem dramatisch.
Dadurch, dass wir viel tauchen und immer wieder mit eigenen Augen erfahren, wie die Umweltverschmutzung in die Meere vordringt, wird man automatisch sensibler gegenüber diesem Thema.
Wir lernten mehr zu vertrauen
Uns selbst und wildfremden Menschen. Wenn einer von uns ein komisches Bauchgefühl bei irgendwas hat, lassen wir es sein. Sei es ein Land, ein Ort oder eine Begegnung mit einer Person. Sich vollständig auf jemand Fremdes einzulassen erfordert Mut. Mut, den man in seinem gewohnten Umfeld selten braucht.
Falls du noch mehr über und und unsere schönsten Reisemomente erfahren möchtest:
Aber was tun, wenn dir mitten in einer Kleinstadt in Botswana auf einmal deine Karre in Flammen steht? Das ganze Auto ist offen, unsere Rucksäcke, alles, was wir besitzen liegt auf dem Schotterplatz vor dem Auto und wir sind umzingelt von Einheimischen. Nicht eine Sekunde haben wir daran gedacht, unser Hab und Gut in “Sicherheit” zu bringen. Null. Hermann ist irgendwann mit einem Einheimischen weggefahren um Tape zum Isolieren der Kabel zu kaufen und ich stand alleine da.
Früher wären wir wahrscheinlich auch erst einmal skeptisch gewesen, auch wenn man so etwas natürlich nie laut aussprechen würde. Aber das Reisen lehrt einen zu vertrauen und zu verstehen, dass die Welt ein guter Ort ist und dass komischerweise die Menschen, die eigentlich am wenigsten haben, oft bereit sind am meisten zu geben.
Wir machen uns keine großartigen Sorgen mehr
Unterkünfte spontan anzufahren, nichts vorzubuchen, nicht zu wissen, wo wir übermorgen sein werden? Befreiend, erfrischend und gut für den Kopf.
Wir sagen es euch Freunde, probiert es mal aus und ihr werdet merken, wie entspannt man mit der Zeit wird. Am Anfang ist es eine Überwindung, aber mit der Zeit macht es dann riesigen Spaß. Es wird sich immer was ergeben und ein weiterer Bonus ist:
Wenn man keine großartigen Erwartungen hat, wird auch nichts enttäuscht und oft passieren unvorhergesehene Dinge, die die Erwartungen sowieso in den Schatten stellen würden. Apropos Sorgen: Auch Sorgen, was nach der Reise passieren wird, oder wie genau unsere Zukunft aussieht, gibt es nicht wirklich. Finden wir wieder einen Job? Stellt uns jemand ein mit dieser riesigen Lücke im Lebenslauf? Wo? Wie? Was? Wir folgen einfach unserem Herzen und sind uns zu 99% sicher, dass am Ende alles gut wird. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende. :)
Eigentlich so einfach, oder? Und das meinen wir wirklich so. Alles. Wird. Gut.
Das Leben ist zu kurz, um sich in alles reinzustressen und sich tagein, tagaus Sorgen über alle möglichen Dinge zu machen. Das Universum hat einen Plan. Positive Gedanken werden irgendwann manifestiert und plötzlich passieren Dinge, mit denen man nie gerechnet hätte. Hört sich nach esoterischem Quatsch an? Ist es aber nicht. Probiert's mal aus.
Wir sind als Paar noch näher zusammengewachsen
Auf einer Langzeit- oder Weltreise merkt man recht zügig, ob man den richtigen Partner an seiner Seite hat. Als wir damals los sind, waren wir gerade einmal 6 Monate zusammen, den Entschluss zu Neuseeland haben wir sogar noch auf dem Schiff gefällt, als wir noch kein “richtiges Paar” waren.
Wir bezogen in Neuseeland nach zwei Wochen unsere erste “Wohnung”, unseren quietschgrünen Van. 3 qm Lebensraum. Zu zweit. Da lernt man sich kennen. Und zwar schnell. Die Macken, Schwächen, Stärken. Wir beide haben über ein Jahr in kleinen Zimmern, Vans und WGs gewohnt. In 7 Jahren Beziehung noch nie in einer größeren Wohnung.
Das lange Reisen lehrte uns außerdem: Im Moment zu leben
Sich einfach mal hinzusetzen und seine Umwelt bewusst wahrzunehmen. Den Wind, Geräusche, Gerüche, die Natur, sich selbst.
Man hört es immer wieder von Langzeit- oder Weltreisenden: Lebe im Moment. Aber erzähl das mal jemandem, der gefangen in seinem stressigen Alltag ist.
Wie schwer und unerreichbar sich das anfühlt. Im Moment zu leben. “Welcher Moment? Der im Großraumbüro?” Sorgen, Ängste, Stress, der Job, der einen nicht schlafen lässt. Uns ging es ganz genauso.
Wir wissen mittlerweile zu 100% was wir wollen und was nicht
Die Reise hat uns auf diesem Weg noch ein gutes Stück vorangebracht. Wir wissen mit welchen Menschen wir uns umgeben möchten, wer uns gut tut und wer nicht.
Wir haben kein Problem damit einfach aufzustehen und zu gehen, wenn wir merken unser Gegenüber tut uns nicht gut, ist zu negativ oder das Gespräch dreht sich im Kreis und bringt niemanden weiter. Etwas, das ich (Kati) mich vor ein paar Jahren nicht getraut hätte.
Uns ist egal, was andere von uns denken.
Seit Beginn der Weltreise sprechen am Abend oft drüber, was die Highlights und Flops des Tages waren. Um zu reflektieren, zu verarbeiten und um uns jeden Tag vor Augen zu führen, dass wir es geschafft haben das Leben zu leben, das so lange unerreichbar schien.
Können wir unsere Weltreise überhaupt noch genießen/ neue Eindrücke verarbeiten?
Definitiv! Reisemüde sind wir noch lange nicht. Wir haben uns vom allerersten Tag an unseren persönlichen Reisestil zurechtgelegt, verfolgen diesen bis heute und würden uns immer wieder für diese Art des Reisens entscheiden. Zuerst bereisen wir ausgiebig ein Land und nehmen uns danach ca. 1-2 Wochen Zeit, um alles sacken zu lassen, Erlebnisse zu reflektieren, zu verarbeiten, um danach mit offenem Kopf ins nächste Land zu ziehen. Arbeiten in dieser “Reisepause” am Blog und Videos, damit wir danach ohne Druck und voll gestopfter To Do Liste weiterziehen können. Außerdem versuchen wir ohne Vorurteile oder zu große Erwartungen in ein neues Land zu reisen. Wir informieren uns z.B. selten/wenig im Voraus (bei manchen Ländern geht es nicht anders, aber zum größten Teil reisen wir tatsächlich ohne Plan).
Wir lassen uns nicht auf den berüchtigten Portalen verrückt machen, sondern erleben es für uns selbst. Wir bilden uns unsere Meinung im Anschluss an ein Land und nicht im Voraus.
Auf unserer Reise hetzen wir nicht von einem Sightseeing- oder Instaspot zum nächsten, am liebsten sind wir abseits unterwegs. Zuhause bei Einheimischen, alleine in der Natur, über oder unter Wasser. Genau so wird es bei uns auch weitergehen.
Wie ist es seit 500 Tagen 24/7 auf seiner besseren Hälfte zu hängen?
Auch dieses Thema ist für uns echt chillig, denn selbst in den Jahren vor der Weltreise haben wir teilweise zusammen gearbeitet und in einem mini Zimmer gelebt. Wir sind nach wie vor Seelenverwandte, verstehen uns blind und sind beide der Meinung, dass es für uns keinen besseren Lebenspartner und Reisegefährten gibt. Wir haben so gut wie immer die gleiche Vorstellung von Dingen, die wir erleben wollen, Ländern, die wir bereisen wollen, Essen, das wir probieren wollen. Meist sprechen uns dieselben Streetfood-Stände an, wir bestellen unabhängig voneinander sogar oft dasselbe, meist müssen wir zur selben Zeit aufs Klo oder wachen ohne Wecker nur 5 Minuten zeitversetzt voneinander auf. Selbst bei Unterkünften haben wir denselben Geschmack. Wenn das nicht wie Ar*** auf Eimer passt, dann wissen wir auch nicht weiter. :)
Wie geht es jetzt bei uns weiter?
Wir haben noch lange nicht genug! Die Reise wird noch ein ganzes Weilchen andauern, bevor wir uns dann irgendwann Gedanken machen müssen, was eigentlich “danach” passiert und wohin es uns zieht. Wir hatten zwischendurch unser Working Holiday Visum für Kanada beantragt, waren Ewigkeiten im Lostopf, wurden aber nicht gezogen. Und seit Ende März ist der Traum unerreichbar, denn ich (Kati) bin mittlerweile zu alt für das Visum.
Im ersten Moment waren wir enttäuscht darüber, denn wir wissen noch genau, wie wir diesen Plan im Bus von Windhuk nach Johannesburg mitten in der Nacht bei Blick auf den Sternenhimmel ausgeheckt haben. Aber auch hier: Jetzt macht es noch keinen Sinn für uns, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bevor es Klick macht und wir verstehen, was der Grund dafür war, dass es nicht geklappt hat.
Zwei Dinge können wir aber schon jetzt verraten
Wir werden nach der Weltreise wieder in unseren erlernten Berufen als Köche arbeiten, denn wir lieben unseren Job. Uns war von vornherein klar, dass wir keine digitalen Nomaden werden wollen. Gibt es heutzutage überhaupt noch Weltreisende, die ihr Geld nicht online verdienen wollen? Mh!
Wir sind nicht vor unserem Job und dem Stress geflüchtet, wir wollten einfach nur für ein paar Jahre Reisen und es war von Anfang an klar, dass wir danach wieder in einer stickigen Küche stehen, lauthals Bons abrufen und 50 Essen gleichzeitig schicken werden. Und danach bei einem Feierabendbierchen zusammensitzen und stolz auf das sein werden, was wir an dem Tag geleistet haben.
Nur wo das sein wird ist die große Frage. Dauerhaft nach Deutschland zurückzukehren steht bei uns nicht zur Debatte, außer es passiert etwas Unvorhergesehenes.
Nach knapp 7 Jahren, die wir mittlerweile raus sind, ist es für uns einfach undenkbar, in alte Muster zurückzukehren. An einen Ort, an dem wir uns innerlich nie wirklich zu Hause, wohl und glücklich gefühlt haben. Der Stress im Alltag, die Ungeduld, die “deutsche Mentalität”.
Damit identifizieren wir uns persönlich nicht mehr und es ist nicht der Ort, an dem wir leben wollen. Deutschland hat aktuell keinen Platz in unserer Zukunftsvision. Aber: Sag niemals nie & we will see was passiert. Wir wissen auf jeden Fall: Es wird das Richtige für uns sein.
In dem Sinne: 500 Tage Weltreise haben gerockt und wir werden dich weiterhin auf all unseren Kanälen mit Reisegeschichten, Tipps und lustigen Geschichten versorgen. Weiterhin inspirieren, dir Länder und Orte abseits des Massentourismus vorstellen, Tipps geben und uns weiterhin freuen, dass du uns auf unserer (Lebens)Reise begleitest. Kati und Hermann
Mit diesem Beitrag haben wir zum ersten Mal bei einer Blogparade zum Thema „Reisen verändert“ mitgewirkt. Schau gerne einmal bei Sabine und ihren Blog Ferngeweht vorbei und lies welche Erfahrung andere Reisende gemacht haben.
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