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Wie sich langsam der Schalter im Kopf umlegte

Aktualisiert: 20. Apr. 2019


Heutzutage ist alles darauf ausgelegt, sich abzulenken, womit und wovon auch immer. Bloß keine Stille, bloß nicht alleine sein, mit sich selbst und seinen Gedanken. Weit weg mit möglichen Problemen oder negativen Gedanken.

Kein Handy, Fernseher, Laptop. Geht das überhaupt? Dann müsste man sich ja auf die Stimme im Kopf konzentrieren. Auf sie hören. Auf all diese Gedanken, die man immer versucht zu unterdrücken und auszublenden.

Was will ich eigentlich in meinem Leben? Was ist mir wichtig?

Bin ich glücklich?

Mit glücklich meine ich tiefes, inneres Glück. Nicht das oberflächliche, das man kurz spürt, wenn man z.B. durch Zufall hundert Euro findet. Viele werden, wenn sie wirklich mal in sich gehen, knallhart und ehrlich zu sich selbst sind und sich nicht selbst belügen, diese Frage mit Nein beantworten. Ich gehörte auch dazu.

Hätte ich diesen Blogeintrag vor 10 Jahren gelesen, hätte ich gedacht, oh ne, nicht noch so ne Hippietante, die mir was vom Glücklichsein erzählen will, und weggeklickt.
 

In meinem “alten” Leben in Deutschland war ich genauso. Es ging bei mir um - wie geht dieses schöne Sprichwort noch mal:

Dinge kaufen, die man nicht braucht, um Menschen zu imponieren, die man nicht mag.

Neues Auto, Markenklamotten, schicke, viel zu große Bude, überteuerte Schminke, jede Woche feiern gehen und das Geld zum Fenster rausschmeißen, einen vollen Kleiderschrank und trotzdem nichts zum Anziehen, Fitnesstudio Vertrag, den man nie nutzt, teure Urlaube in irgendwelchen Strandresorts, mal schnell zum shoppen nach Amerika.

Das war auch mein Leben! Traurig, aber wahr! Was ich heute weiß, aber damals nicht einschätzen bzw. das Gefühl nicht zuordnen konnte, ist: Innere Unzufriedenheit, Leere, Frustration und der Gedanke daran, dass das alles gewesen sein soll. Nach außen hätte ich das niemals gelassen, ich musste doch meinen Schein wahren!

Das kann doch nicht alles sein!

Was soll noch kommen? Kind, Haus, arbeiten bis zum Burn Out... und dann? Krebs vielleicht? War's das? Das soll mein Leben gewesen sein?

Von klein auf wird einem eingetrichtert, was man alles braucht und wie man leben muss, um “glücklich” zu sein. Wenn Du nichts hast, bist Du nichts. Wer hat sich das ausgedacht? Lobbyisten großer Konzerne, um noch mehr Quatsch an uns zu verkaufen? Warum denkt der Großteil von uns nicht mehr nach und schwimmt mal gegen den Strom?

Man lebt um zu arbeiten. Wirklich? Sollte das nicht andersrum sein?

Gedanken

Fragen über Fragen.

Der erste Schritt in die richtige Richtung erfolgte bei mir, als ich mich dazu entschloss, 6 Monate auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten. Einen Koffer packen. Für 6 Monate. EINEN Koffer! Unvorstellbar, dachte ich damals.

Heute reise ich mit der Hälfte des Gepäcks, das ich damals dabei hatte. Und das seit 5 Jahren. Seit 5 Jahren ist alles, was ich dabei habe, in meinem Rucksack.

Obwohl ich tagein tagaus, ohne einen Tag frei, sechs Monate am Stück auf dem Schiff ackerte, begann sich in meinem Kopf etwas zu verändern. Ich wollte mehr sehen. Auf einmal war die Welt zum greifen nah. Ich musste nur loslassen.

Mein altes Leben - loslassen. Noch auf dem Schiff (Hermann und ich kannten uns gerade einmal 2 Monate) entschieden wir uns, für ein Jahr nach Neuseeland zu gehen. Ein Jahr auf dem Working Holiday Visum.

„Bloß keine Lücke im Lebenslauf!“ sagte die eine Stimme im Kopf. „Einfach mal raus, den Kopf frei kriegen, was Neues sehen!“ die andere.

Zu dem Zeitpunkt konnte ich mich noch nicht von meinem Hab und Gut trennen, weil ich damals dachte, ok, es wird ein Jahr, danach kommen wir sowieso wieder zurück. Ich brauche das alles noch! Bestimmt... Irgendwann. Außerdem war das alles so teuer. Ich behalte das lieber!

Alles was Du hast, hat irgendwann Dich. Tolles Zitat aus Fight Club. Und so wahr.

Es verging ein zweites Jahr, ein drittes, ein viertes. Erst bei unserem letzten Deutschlandbesuch Ende 2016 fasste ich den Entschluss und war endlich soweit, alles zu verkaufen, was ich bis dahin bei meinen Eltern gebunkert hatte. Zwei 15 m² Zimmer. Voll. Alles, was ich besaß. Vier Samstage verbrachte ich auf Flohmärkten, Ebay Kleinanzeigen war mein Verkaufsschlager, alles musste raus. Und ich muss ehrlich sagen, es war das Beste, das ich hätte machen können! Was für ein befreiendes Gefühl! Ich war so erleichtert, endlich war mein Ballast weg. Es fühlte sich so gut und vor allem so richtig an.

Ich hatte für meinen Flohmarktstand ein Poster gebastelt mit: “Alles muss raus, ich gehe auf Weltreise”. Ich wurde gemustert, ungläubige Blicke, teilweise auch hochgezogene Augenbrauen und Kopfschütteln, aber auch viel Bewunderung und Zuspruch.

“Wäre ich noch mal jung, würde ich das auch machen”, hörte ich relativ oft. Ich habe dann immer geantwortet, dass es nie zu spät sei, seine Träume zu leben. Danach folgte aber meistens nur noch Schweigen. Schade.


 

Die ganzen Staubfänger, Klamotten, Schuhe, Möbel. Alles war weg! Und ich hatte nicht einen einzigen Gegenstand dabei, den ich bereue verkauft zu haben. Nichts. Geblieben sind ein paar Kisten mit persönlichen Dingen und Erinnerungen. Mein Auto hatte ich damals schon verkauft, bevor ich auf's Schiff bin. Meine Riester-Rente kündigte ich 2014, ließ mir meinen gesparten Betrag minus Staatszuschläge auszahlen. Alle sonstigen Versicherungen sind gekündigt. Krankenversichert bin ich in Deutschland seit 2012 nicht mehr.

Natürlich plagen einen Ängste vor dem Neuen. Schaffe ich das überhaupt? Was ist, wenn irgendwas schief geht? Reicht mein Geld? Angst vor dem Unbekannten, Angst vor der Zukunft gehörte auch zu meinem Leben. Muss ja an sich nichts Schlechtes sein. Solange man sich von dem Gefühl nicht erdrücken lässt. Wer nichts riskiert, kann nichts gewinnen. Klingt abgedroschen, aber es gibt so viele Sprichwörter, die einfach wie die Faust aufs Auge passen.

Ich war auch immer gut darin, mir alles Negative zuerst auszumalen und alles bis ins kleinste Detail zu planen. Ohne zu merken, wie schlecht mir das tut und mich runterzieht. Heute ist das anders. Eher so: Das klappt schon alles irgendwie. Und das tut es auch! Man muss sich nur frei im Kopf machen. Loslassen. Loslassen von alten Gewohnheiten und Zwängen. Es war für mich ein langer Weg dorthin, die Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen.

Was für eine Befreiung und uneingeschränkt empfehlenswert.


 

Wenn man den Schritt wagt, Deutschland verlässt und anfängt zu Reisen, beginnt man sich zu verändern, der Horizont wird weiter, man lernt wieder auf SICH und sein Bauchgefühl zu hören. Man lernt Dinge wieder wertzuschätzen. Momente, Kleinigkeiten, Dinge an die man sonst keinen Gedanken mehr verschwendet hätte.

Der Fokus verschiebt sich.

Man lernt, worauf es wirklich ankommt im Leben und dass es egal ist, ob man das neuste Telefon besitzt, das neuste Auto fährt, was andere über einen denken oder ob die Frisur perfekt sitzt.

Man fängt an zu Leben.

Ich will später mit 80 an mein Leben zurückdenken und sagen: Man Kati, was bist Du nur für ne geile Sau, dass du dich das alles getraut hast! Ich möchte nicht das Gefühl haben etwas verpasst zu haben oder zu bereuen Dinge nicht getan zu haben, sondern dazusitzen, mit meinem Kaffeechen und zu denken: Mensch, Du hast wirklich gelebt!

Anstatt irgendwann zurückzudenken und zu dem Entschluss zu kommen: Ich hatte ein tolles Haus (für das ich mein Leben lang verschuldet war), alle 5 Jahre ein neues Auto und war einmal im Jahr für zwei Wochen in der Türkei. Immer im gleichen Resort versteht sich. Diese Monotonie wäre einfach nichts für mich.


 

Als Paar hat uns das Reisen unglaublich zusammengeschweißt, weil wir beide genau auf einer Wellenlänge liegen und beide die gleichen Ansichten, Einstellungen, Träume und Prioritäten im Leben haben. Wenn du so jemanden findest in deinem Leben, behalte ihn/sie! Hermann ist mit 17 raus aus Deutschland, hat seitdem aus dem Rucksack gelebt und nie materielle Dinge angehäuft.

Ich bin auf meiner Reise, auf meinem richtigen Weg, auf dem Weg zu meinem inneren Glück. Ich möchte irgendwann glücklich und zufrieden sterben. Als der Mensch, der ich immer sein wollte!


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